vendredi 25 mars 2011

Snus (Mundtabak, Lippentabak) in Schweden

Ende des 18. Jahrhunderts wurden in 70 Gemeinden Schwedens große Mengen an Tabak angebaut und vor allem als Kautabak verwendet. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich daraus der weitaus preisgünstigere Vorläufer des heutigen „våta snuset“ (feuchter Mundtabak).

Während zu Beginn noch jeder Landwirt seinen eigenen Tabak verarbeitete, entstanden sehr schnell, nachdem der Våta Snuset von einer wachsenden Schicht an Schweden benutzt wurde, Fabriken, die sich auf die Herstellung von Snus spezialisierten. Einige der Marken, die damals entstanden, leben heute noch weiter (darunter Göteborgs Prima Fint, Generalsnus), andere sind mittlerweile verschwunden. Im Jahr 2000 verschwand dann auch die letzte Tabakplantage Schwedens.

Die schwedischen Amerika-Auswanderer Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahmen auch Snus und das entsprechende Rezept mit nach Amerika, wo der Mund- oder Lippentabak, wie er auch genannt wird, das Land eroberte. Heute findet man dort Millionen von Benutzern des ursprünglich schwedischen Snus.

Im Jahre 1919 wurden in Schweden rund 7000 Tonnen Snus pro Jahr verkauft, also 1,2 Kilogramm pro Person. Bis Ende der 60er Jahre sank der Konsum an Snus in Schweden immer tiefer und machte den praktischeren Zigaretten Platz. Bis immer mehr Kampagnen bewiesen, dass Rauchen schädlich ist, denn dies brachte eine Wende. Snus wurde und wird in Schweden als ungefährlich betrachtet, da hier der Tabak ja nicht inhaliert wird. Der Niedergang der Zigaretten führte zum neuen Aufschwung für Snus. Bereits im Jahr 2000 wurden wieder 6200 Tonnen Mundtabak verkauft und 2010 war nahezu der Stand von 1919 erreicht.

Der heute in Schweden verkaufte Snus besteht aus fein gemahlenem Tabak, der mit einer Kochsalzlösung und Natriumkarbonat behandelt wird, anschließend pasteurisiert wird, um letztendlich mit verschiedenen Geschmacksaromen angereichert zu werden, die Snus „personalisieren“. Im Mund wird das Nikotin dann vom Körper aufgenommen und im Blut verteilt.

Da bis heute keinerlei umfassende, wissenschaftliche Untersuchung zur Schädlichkeit von Snus vorliegt, besteht in Schweden die Meinung, dass Snus ungefährlicher ist als das Rauchen von Zigaretten. Der Forschungsrapport des Karolinska Institutets, der Snus als gesundheitsschädlich, krebserregend und als Gefährdung für Herz und Kreislauf einstuft, wird von der Bevölkerung wenig beachtet, da Swedish Match, der Hersteller von schwedischem Våt Snus, den Bericht als Zusammenstellung bekannter, alter Information darstellt. Das schwedische Gesundheitsamt geht mit seinen Aussagen sogar weiter als der Forschungsrapport und vergleicht Snus mit Heroin.

Nach dem schwedischen Statistischen Amt benutzen zur Zeit rund 900.000 Schweden täglich Snus, was aufgeschlüsselt bedeutet, dass 21 Prozent der schwedischen Männer und vier Prozent der schwedischen Frauen täglich Snus benutzen. Snus macht damit etwa die Hälfte des gesamten schwedischen Tabakkonsums aus.

Nach der europäischen „Tabakrecht-Richtlinie“ ist der gewerbliche Vertrieb und Verkauf von Snus in ganz Europa verboten, mit Ausnahme von Schweden, die eine Sondergenehmigung durchdrücken konnten. Schweden versucht regelmäßig die europäische Verordnung aufzuweichen, jedoch ohne Erfolg. Snus kann daher außerhalb Schwedens nicht gekauft werden und darf nicht an Länder außerhalb Schwedens exportiert werden. Die Benutzung und der Import zum Eigenbedarf sind dagegen legal, zumindest so lange die vom Zoll zugelassene Menge nicht überschritten wird.

Copyright: Herbert Kårlin

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